Grußwort #hro1107 nach München

Liebe Angehörige, liebe Genossen*innen,
wir haben uns heute, am Tag des Prozessendes, 14 Jahre nach der Ermordung Mehmet Turguts auch
hier in Rostock versammelt, um zu zeigen, dass selbst das Prozessende für uns kein Ende des
Trauerns, der Wut und des Gedenkens bedeutet.
Wir werden weiterhin dafür kämpfen, dass die Taten des NSU lückenlos aufgeklärt werden. Dies
sind wir den Familien der Opfer und den Opfern selbst schuldig. Niemand kann das Geschehene
rückgängig machen oder den Schmerz lindern, doch wir können und werden dafür Sorge tragen,
dass die Hinterbliebenen mit diesem Leid nicht alleine stehen.
Die Schuld liegt nicht beim NSU allein. Nur durch das Wegsehen des Staates, den rassistischen
Ermittlungen der Polizei und dem aktiven Unterstützen und Vertuschen des Terrornetzwerkes durch
einige Behörden war es ihnen möglich, diese Gräueltaten zu begehen und damit davon zu kommen.
Diese Taten verdeutlichen, dass Rassismus damals wie heute ein gesamtgesellschaftliches Problem
ist und nicht totgeschwiegen werden darf. Nicht nur heute gehen wir dagegen auf die Straße. Auch
an jedem anderen Tag muss entschieden gegen diese tödliche Ideologie vorgegangen werden.
Heute sind unsere Gedanken bei den Familien ŞimŞek, Özüdoğru, Taşköprü, Kılıç, Turgut, Yaşar,
Boulgarides, Kubaşik und Yozgat. Unsere bedingungslose Solidarität soll ihnen zeigen, dass sie nicht alleine sind.
Unsere Grüße gehen raus an die Genossen*innen in München, ihr kämpft nicht allein!

Grußwort von #le1107 nach München

Antifaschistische Grüße aus Leipzig –
an alle, die heute zum Ende des NSU-Prozesses in München oder bundesweit aktiv sind! Wir veranstalten heute in Leipzig eine Kundgebung, damit die Forderung „Kein Schlussstrich!“ auch in Sachsen, der Komfortzone für rechte Strukturen, gehört wird. Wir unterstützen die Forderungen und die Kritik des bundesweiten “Bündnis gegen Naziterror und Rassismus” und des Aktionsbündnisses „NSU-Komplex auflösen“. Rassismus und rechter Terror sind in Sachsen seit vielen Jahren ein fester Bestandteil dieses Landstriches.
Wir erinnern daher heute in Leipzig auch an die vielen Todesopfer und die vielen Betroffenen rechter und rassistischer Gewalt in Leipzig, Sachsen und der ganzen Welt. Die vielen Toten rechter Gewalt verpflichten zu einer Auseinandersetzung über deren Ursachen. Der Zustand dieser Gesellschaft, der diese Gewalt möglich macht, gehört auf allen Ebenen bekämpft und abgeschafft! Auch dafür sind wir heute auf der Straße.
Bis zum nächsten Mord, zum nächsten Anschlag, zum nächsten diskriminierenden „Ausländersondergesetz“ mit Todesfolge, bis zum nächsten Gerichtsverfahren gegen Opfer und nicht die Täter_innen eines Neonazianschlages. Spätestens seit der Gesetzesänderung 1993 ist das Leben eines Geflüchteten in diesem Lande nicht mehr viel wert. Geschützt wird nicht dieser Mensch, sondern immer nur die_der Täter_in und die verschworene deutsche Volksgemeinschaft, die deckend dahinter steht. Diese Tat kommt aus der Mitte der Gesellschaft, ob er oder sie nun organisierter Neonazi , Mitarbeiter_in im VS oder „nur“ organisierte_r Deutsche_r ist. Doch selbst eine harte Bestrafung von Täter_innen macht all die anderen Opfer wieder lebendig und klärt die weiterhin unklaren Hintergründe nicht auf. Sie starben als die vielen Opfer des alltäglichen mörderischen Rassismus.
Betroffenheit und Mitgefühl, auch als Ausdruck ehrlicher Anteilnahme, kann Morde nicht verhindern. Nur entschlossenes und unversöhnliches Entgegentreten gegen alle Formen des Rassismus, sei es nun die Anmache in der Straßenbahn, sei es die offensichtliche Diskriminierung von als „fremd“ definierten Menschen in öffentlichen Gebäuden, seien es spezielle „Sondergesetze“ für Geflüchtete oder „Nicht-Deutsche“, seien es die zahlreichen Prozesse gegen die Opfer statt gegen die Täter rassistischer Anschläge, seien es die menschenunwürdigen Bedingungen und Behandlungen, denen Asylsuchende in diesem Lande ausgesetzt sind, seien es die unmöglichen Arbeitsbedingungen, unter denen sie als Arbeitnehmer_innen hier oft arbeiten müssen.
Unsere Solidarität gilt den Angehörigen der Ermordeten, den Opfern der Anschläge und allen Menschen, die von rechtem Terror und Rassismus bedroht und betroffen sind.
Niemand ist vergessen!

Grußwort #b1107 nach München

Grußwort aus Berlin nach München

Solidarische Grüße aus Berlin –
an alle, die heute zum Ende des NSU-Prozesses in München oder bundesweit aktiv sind! Hier in Berlin sind wir mit 2-3.000 Personen versammelt und bringen unsere Forderungen, unsere Kritik und Wut auch in der Hauptstadt auf die Straße. Trotz des Prozessendes ist der NSU-Komplex lange nicht aufgeklärt, wir fordern: Kein Schlussstrich!
Die Bedingungen, die das unentdeckte Morden des NSU möglich gemacht haben, sind in keinster Weise aus der Welt geschafft: Der Rassismus in seiner institutionalisierten, alltäglichen und gewaltvollen Form von Gesellschaft, Sicherheitsbehörden, Medien und Nazis. Ebenso bestehen weiterhin die staatlich aufgebauten und gedeckten Neonazistrukturen fort. Stattdessen hielt die Bundesanwaltschaft bis zum Schluss an ihrer – eindeutig widerlegten – These des NSU als „isoliertem Trio“ fest. Zu viele Fragen wurden im Münchener Prozess ausgeklammert und auch nach 5 Jahren nicht aufgeklärt.
Wir sind in Berlin auf der Straße, denn mehrere Spuren des NSU führen auch in diese Stadt. Und doch gibt es bis heute keinen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum NSU-Komplex in Berlin! Zwei Beispiele dieser Spuren wollen wir hier nennen:
Das LKA Berlin gab mindestens fünf Hinweise auf das NSU-Kerntrio nicht an die fahndenden Behörden weiter. Außerdem wurde eine Synagoge in Berlin Prenzlauer Berg vermutlich vom NSU im Mai 2000 als mögliches Anschlagsziel ausgespäht. Auch Antisemitismus ist ein Teil des NSU Komplex.
Die Berliner Polizei behauptet ihre Lehren aus dem NSU gezogen zu haben und schweigt im selben Atemzug über die rassistischen Morde in Berlin-Neukölln an Burak Bektaş und an Luke Holland. Auch hier müssen wir für Aufklärung kämpfen!
Das Urteil im NSU-Prozess ist daher noch lange nicht das Ende der Auseinandersetzung mit dem NSU und dem Rassismus der Gesellschaft!
Wir fordern: Die Einrichtung eines parlamentarischen NSU-Untersuchungsausschusses und die Aufklärung der rassistischen Morde durch eine internationale Untersuchungskommission! Wir fordern die Bekämpfung von Rassismus in Behörden und Gesellschaft!
Rassistischer Gewalt muss entschieden entgegentreten werden!
Unsere Solidarität gilt den Angehörigen der Ermordeten, den Opfern der Anschläge und allen Menschen, die von rechtem Terror und Rassismus bedroht und betroffen sind.