Rathenow, Kaltort-Ranking 2018

Rathenow – Stadt der Optik

Einwohner*innenzahl: 24.309
Die Kreisstadt des Havellands mit knapp 24.000 Einwohnern ist auf den ersten Blick beschaulich an der Havel gelegen und bietet den wenigen Tourist*innen ein paar Sehenswürdigkeiten. So weit, so normal. Warum also sollte diese Stadt im Kaltort-Ranking auftauchen?
Rathenow ist eine der Städte, in denen sich früh rechte Demo-Bündnisse gegen die Aufnahme von Flüchtlingen gegründet haben, bei denen 2015 in der Spitze bis zu 500 Leute mobilisiert werden konnten, in denen es immer wieder zu Angriffen auf Flüchtlinge kommt und in der sich die Zivilgesellschaft nach einigen “Gesprächsversuchen“ wegduckt und den Rassisten bis heute das Feld überlässt.
Das rechtsradikale “Bürgerbündnis Havelland“ macht bundesweit von sich Reden. Beispielsweise wurde die Bühne und der Lautsprecherwagen des ersten sogenannten “Frauenmarsches“ von Leyla Bilge in Berlin von dem Verein gestellt, ebenso nehmen immer wieder Vertreter_innen an Neonazi/AfD-Demos bundesweit teil und sind bemüht sich bundesweit zu vernetzen. Christian Kaiser (Vorsitzender des Vereins), der nach seiner gescheiterten Kandidatur als AfD-Kandidat für das Bürgermeisteramt in Rathenow, nun Mitglied der rechtsradikalen Kleinstpartei “Die REPublikaner“ ist, tourt mit seinem Gefolge durch die Republik.
Somit ist Rathenow einer der Hotspots der rechten Szene, auch wenn der Bürgermeister und die Zivilgesellschaft das nie zugeben würden. Das Problem wird totgeschwiegen. Neonazis fühlen sich indessen pudelwohl. So überrascht es auch nicht, dass man in Rathenow nicht mal in Diskotheken gehen kann, ohne von Nazischlägern als Türsteher kritisch beäugt zu werden, ob man denn auch keine “linke Zecke“ sei.
Ein kleiner Blick in die Vergangenheit der Stadt zeigt, wie tief das braune Gedankengut verankert ist. Hier gründeten sich die brutalen Neonazi-Kameradschaften “Hauptvolk“ und “Sturm 27“, die gezielt Anschläge und Angriffe auf alles und jeden im Havelland verübten, der*die nicht in ihr völkisch-rassistisches Weltbild passte und die in Folge dessen 2010 vom damaligen Innenminister Schönbohm verboten wurden, nachdem ein Sprengstoff-Anschlag auf einen Jugendclub im benachbarten Premnitz nur knapp vereitelt werden konnte.
Damals machte Rathenow bundesweit Schlagzeilen als herauskam, dass “Hauptvolk“-Mitglieder soziale Einrichtungen systematisch infiltriert hatten und sogar den “Wachschutz“ für Asylheime stellten. Davor wurden nur zweimal ähnlich terroristische Neonazi-Gruppen verboten.
Rathenow ist der Inbegriff der extremen Mitte, die Neonazi-Aktivitäten unter den Teppich kehrt, um den “guten Ruf“ der Stadt zu schützen und aktiven antifaschistischen Widerstand als größeres Problem sieht, als wöchentliche Demos mit rassistischer und antisemitischer Hetze von “Patrioten“ in der Stadtmitte. Daher sollte diese Stadt auf jeden Fall im Kaltort-Ranking Erwähnung finden.“

 
 
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