Pressemitteilung zur antifaschistischen Demonstration „Keine Stimme den Faschos! Den rechten Foren den Raum nehmen!“ in Wurzen am 27.08.2019

Am Dienstag, den 27.08.2019 fand eine antifaschistische Demonstration in Wurzen statt. Grund der Demonstration war der gleichzeitige Einzug des „Neuen Forum Wurzen” und der AfD Wurzen in den Stadtrat von Wurzen. Die Demonstration begann mit 170 Teilnehmer*innen. Diese wurde organisiert vom Ladenschlussbündnis Leipzig, der Gruppe „Rassismus Tötet!-Leipzig” und dem Bündnis „Irgendwo in Deutschland”.
Das „Neue Forum Wurzen” ist ein Sammelbecken für Rechte in Wurzen und zog heute als Fraktion in den Stadtrat ein. Bekanntester Protagonist ist Benjamin Brinsa, er gilt als zentrale Figur der Neonaziszene zwischen Wurzen und Leipzig. Ihm werden wiederholte Beteiligungen an gewalttätigen Angriffen vorgeworfen. Die TAZ berichtet in ihrer Ausgabe vom 27.08.2019, dass Brinsa auf Fotos der rechten Ausschreitungen in Chemnitz 2018 zu sehen ist.
Er bekennt sich zur Hooligan-Szene des 1. FC Lokomotive Leipzig und ist der Betreiber des neonazistischen Kampfsportvereins „Imperium Fight Team”. Jenem Kampfsportverein, zu dem auch die Mitglieder der in Wurzen aktiven gewaltbereiten rechtsradikalen Jugendbande “808 Crew” Nähe suchen. Der Kampfsportverein trainiert infamer Weise auf dem Gelände eines ehemaligen Frauenaußenlagers des KZ Buchenwald, in der Kamenzer Str. 10 in Leipzig-Schönefeld.
Im Fahrwasser des Neuen Forums zieht auch die AfD in den Stadtrat ein. Gemeinsam mit den Akteur*innen um Brinsa trägt sie zur rassistischen Stimmung in Wurzen aktiv bei. Eine zukünftige Zusammenarbeit beider Fraktionen wurde von deren Vertretern bereits angekündigt.

„Es ist die immer gleiche Strategie von Neonazis in die Parlamente einzuziehen, um sich den Anstrich des Legalen zu geben. Es bleibt ihr Ziel demokratische Strukturen zu zersetzen und rassistische Diskriminierung sowie Verfolgung zu normalisieren.”

sagt Stephanie Kesselbauer, Sprecherin des Leipziger Ladenschluss-Aktionsbündnis.
Wurzen ist seit langem Hotspot und Experimentierfeld sächsischer Neonazis. In der bereits in den 1990er Jahren als „No-Go-Area” verschrienen Stadt, eignen sich Rechtsradikale immer mehr Immobilien an. Vom Sonnenstudio bis zum Konzertsaal gibt es mittlerweile zahlreiche Anlaufpunkte der Szene. Ziel der Neonazis ist immer auch Geld für die rechte Szene zu generieren. Der Weg ins Stadtparlament ist nur der nächste Schritt zur Herstellung eines von Gewalt und Angst dominierten Klimas in Wurzen.
In den vergangenen Jahren kam es zu zahlreichen Angriffen auf Geflüchtete, Menschen mit körperlichen Einschränkungen und zahllosen weiteren Menschen denen im neonazistischem Weltbild keine Daseinsberechtigung zukommt.
Eine Dokumentation der Angriffe findet sich unter: https://www.rassismus-toetet-leipzig.org/index.php/rechter-terror-in-sachsen-das-beispiel-wurzen/
Die antifaschistische Demonstration stellt sich aktiv gegen diese unhaltbaren Zustände. Dass B. Brinsa heute ins Stadtparlament eingezogen ist, sehen wir nur als die Spitze des Eisbergs.

„Wir bringen mit unserer Demonstration konsequenten Antifaschismus nach Wurzen. Schluss mit den rassistischen Angriffen auf Geflüchtete und der ständigen Bedrohung von demokratischen Kräfte in Wurzen!”

sagt Hannes Heinze für die Gruppe “Rassismus tötet!-Leipzig”.
Es liegt nun in der Hand der Stadt und ihrer Bevölkerung, ob sie den Rechtsradikalen die Stadt überlässt und durch Stillschweigen weiter zuarbeitet.

„Jahrelange Ignoranz rechter Strukturen und die Abwehr antifaschistischer Kritik haben Wurzen zum braunen Herz des Muldentals gemacht”

so Sandra Merth von „Irgendwo in Deutschland”.
Die Demonstration fordert eine konsequente und aktive Haltung gegen rechte Parteien und ihre Anhänger*innen. Keine Zugeständnisse an die Fraktion von B. Brinsa, kein stillschweigendes Einverständnis mit gewaltbereiten Neonazis. Die Betroffenen rechter Gewalt müssen unter allen Umständen geschützt werden, demokratischen Kräften muss von allen Seiten der Rücken gestärkt werden.

„Die Stadt Wurzen und ihre Bürger*innen stehen vielleicht zum letzten Mal vor der Entscheidung, ob sie sich der Bedrohung von Rechts entgegenstellen. Bald könnte es hier unmöglich werden für Demokratie und gegen Rassismus aufzustehen.”

so Sandra Merth weiter.
Irgendwo in Deutschland, 27.08.2019, 16:56 Uhr

Das Bündnis steht für Rückfragen zur Verfügung:
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