Ort: Chemnitz (Sachsen)
Bevölkerung: 243.521 Einwohner*innen
Selbstbezeichnung: Stadt der Moderne
Chemnitz 2019 – Keine Ausschreitungen mehr, aber immer noch scheiße
Die rassistischen Ausschreitungen in Chemnitz 2018 werden wohl auf Jahre nicht zu überbieten sein. Chemnitz hatte seine hässliche Fratze der ganzen Welt präsentiert und gewann 2018 absolut verdient das Kaltortranking, doch auch im Jahr 2019 braucht sich Chemnitz nicht vor den Mitbewerber*innen verstecken und hat so einiges an neonazistischen Aktivitäten vorzuweisen. Das Ziel ist also die Titelverteidigung.
Scheinbar überanstrengt vom vielen Demonstrieren in 2018 verschlief die rechte
Szene in Chemnitz den Start ins Jahr 2019 zwar etwas, aber pünktlich zum
traditionellen „Bombardierungsgedenken“ Anfang März demonstrierten wieder
Neonazis auf den Chemnitzer Straßen. Und ab dann ging es Schlag auf Schlag:
Denn plötzlich war mit Hooligan Thomas Haller eine Legende der Chemnitzer
Naziszene tot. Nun hätte man denken können: Naja ein Neonazi weniger. So what!?
Aber Chemnitz wäre nicht Chemnitz, wenn man es nicht schaffen würde aus einer
vermeintlichen Alltäglichkeit einen Riesenskandal zu produzieren. Und so
choreographierte der Chemnitzer FC gemeinsam mit seinen rechten Fans für den
verstorbenen Fascho-Hool eine Trauerfeier, zu der selbst eine SPD-Stadträtin ihre Trauer ausdrückte. Aber
auch das ist wohl typisch Chemnitz. Dass wenige Tage später rund 1000 Neonazis
und Hooligans nach Chemnitz kamen, um Thomas Haller die letzte Ehre zu
erweisen, war nur die logische Konsequenz. Ende Mai fanden auch in Chemnitz die
Kommunalwahlen statt und nur der Umstand, dass sich die Rassisten von „AfD“ und
„Pro Chemnitz“ gegenseitig die Stimmen der rechten Wählerschaft streitig
machten, sorgte dafür, dass die AfD nicht stärkste Kraft wurde. Trotz allem
sitzen im Chemnitzer Stadtrat nun klangvolle Namen wie Martin Kohlmann, Robert
Andres und Lars Franke, die alle auf eine lebhafte Vergangenheit in der
Neonaziszene zurückblicken können. Stadträte, wie gemacht für Chemnitz. Dass
dann auch noch der jährlich in wechselnden Städten stattfindende Naziaufmarsch
„Tag der deutschen Zukunft“ in Chemnitz
stattfand, passte auch ins Bild. Dieser Stadt bleibt wirklich nichts erspart.
Und was war sonst noch: Rassismus und gewaltsame Übergriffe auf Menschen, die
nicht ins Bild der Chemnitzer Mehrheitsgesellschaft passen, sind an der
Tagesordnung. Doch das ist in Chemnitz ja so normal, dass es niemanden mehr
erschreckt.