In der heutigen Vorstellung im #Kaltort-Ranking geht es wie schon im vergangenen Jahr um Eisenach.
Ort: Eisenach (Thüringen)
Einwohnerzahl: 42.588 Einwohner*innen
Eisenach, immer noch eine kleine Stadt irgendwo in Deutschland, irgendwo im grünen Herzen Deutschlands, wie sich Thüringen selbst nennt. Beschaulich am Rande eines grünen Waldes. Eine Stadt, die sich gern mit ihrer Landschaft und Kultur schmückt. Martin Luther und die Wartburg, ach ja Eisenach hat viel zu bieten. Nicht ohne Grund fühlen sich echte, stramme Deutsche von dieser Stadt magisch angezogen.
Eisenach ist auch die Stadt, in der Björn Höcke noch ordentlich Konkurrenz bekommt. Die NPD und ihre Führungsfigur Patrick Wieschke stehen ihm in der Beliebtheit nicht nach und da die Eisenacherinnen heimatverbunden sind, wählen sie ihren eigenen Faschisten. So schaffte es die NPD hier noch auf 10,1%, sie konnte bei der diesjährigen Kommunalwahl sogar einen Platz hinzugewinnen. Wieschke sammelte die zweitmeisten Stimmen der Stadt. Doch ein Nazi-Problem können viele Eisenacherinnen nicht erkennen, sie nennen es Demokratie. In der eigenen Immobilie, dem Fliederhaus, geht die Crème de la Crème der deutschen Naziszene ein und aus, ob Thorsten Heise, Ursula Haverbeck, Frank Rennicke, Thomas Sattelberg (Gründer der als kriminelle Vereinigung verbotenen „Skinheads Sächsische Schweiz“), oder Neonazi-Musiker wie „Zeitnah“, „Fylgien“, „Rocker Rolf“, „Barny“, „Hermunduren“ und „RAC’n Rollteufel“.
Als im März 2019 fast 1000 Antifaschistinnen gegen die rassistischen Zustände und gegen rechte Hegemonie in Eisenach demonstrierten, war der Fokus der Stadt jedoch auf die Antifaschistinnen gerichtet, nicht auf die rechten und rassistischen Übergriffe. Die Läden der Innenstadt verbarrikadierten sich. Eine trostlose Innenstadt wirkte noch trostloser. Panik verbreitete sich dank CDU und FDP und Bild-Zeitung. Sie schrieb von „Chaoten“, die Eisenach stürmen wollen. Diese Ignoranz und Leugnung rechter Strukturen ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Stadt, um sich als weltoffene Stadt zu präsentieren, da sind Antifaschist*innen ein Dorn im Auge.
Das Stadtbild wird jedoch geprägt durch Graffitis und Sticker mit eindeutig nationalsozialistischen Botschaften. Ein Entrinnen ist nicht möglich, überall ist zu lesen, „Nazi Kiez, NS Zone, White Revolution, I Love NS, Nationaler Aufbau“ usw.
Wie gut vernetzt die Eisenacher Naziszene ist und welch hohes Gewaltpotenzial in ihr steckt, stellte sie im letzten Jahr mehrfach unter Beweis. Doch die bürgerliche Mitte Eisenachs bewertete es als Einzelfälle. Auch nachdem die Spur des deutschen Ablegers der amerikanischen Neonazi-Gruppe „Atomwaffen Division“ nach Eisenach führte, blieb dort alles ruhig, von Aufregung oder Positionierung keine Spur.
Bei unserem Beitrag im letztjährigen Ranking stellten wir euch den Patrick vor, aber Eisenach hat mehr Nazis zu bieten: schauen wir uns dieses Jahr also Leon R. an.
Nachdem das Neonazi-Forum „Iron March“ geleakt wurde, wurde aus privaten Chats ersichtlich, dass deutsche Nazis in Verbindung mit internationalen rechtsterroristischen Strukturen (wie der „Atomwaffen Division“) stehen. Außerdem wurde bekannt, dass der User „Antidemokrat“ in ostdeutschen Neonazistrukturen aktiv ist, sowie in Verbindung zu der Neonazi-Gruppe „Antikapitalistisches Kollektiv“ steht. Ursprünglich meldete sich jener User als „lotharkoenig“ (der bekannte Jugendpfarrer aus Jena) an und schrieb unter diesen Namen: „Deutschland ist meine Religion, Hitler ist mein Prophet.“.
Dieser „Antidemokrat“ ist nach Recherchen des Antifainfoblatt Leon R. aus Eisenach. Er ist gut vernetzt in neonazistische Kampfsportstrukturen, gehört zum „Kollektiv 56“ und ist nach Recherchen der „Antifaschistischen Gruppen Südthüringen (AGST)“ Mitglied von „Nationaler Aufbau Eisenach“. Er nahm beim Kampfsportevent „Kampf der Nibelungen“ in Ostritz teil, fiel schon als Jugendlicher negativ auf und gilt als „Waffennarr“. Die hohe Gewaltaffinität der Neonazis rund um Leon R. äußert sich auch in Form von Waffentrainings und Schießübungen. Dem LKA Niedersachsen fiel außerdem der User „subcprsk“ im Forum „xplosives.net“ auf, der über den Gebrauch von Sprengstoff schrieb. Auch dieser User scheint Leon R. zu sein, sein Profil im „Iron March“-Forum hatte er auf denselben Namen umgewidmnet. Seit Juli 2019 ist Leon R. Betreiber der Kneipe „Bulls Eye“, welche für Nazi-Konzerte zur Verfügung steht. Mit Repressionen musste er lange Zeit nicht rechnen, entsprechend eindeutig waren die letzten Veranstaltungen bspw. zum angeblichen Mord an Rudolf Hess. Die Stadt ignoriert seit Jahren eine militante und international vernetzte Naziszene, dutzende Nazi-Graffiti und eine Nazi-Immobilie. Dies ist auch eine „Leistung“, die gewürdigt werden will! Ende Januar fanden nun endlich auch zwei Hausdurchsuchungen in Folge des Verbotes von „Combat 18“ statt. Der mutmaßliche Rädelsführer der rechtsextremen Terrorruppe Stanley R. wohnt in Eisenach. Die Gruppe wird mit dem Mord am CDU-Politiker Lübcke in Kassel in Verbindung gebracht.
Quellen:
https://haskala.de/…/verbindungen-der-atomwaffen-division-…/
„Atomwaffen Division“ in Thüringen?, Antifaschistisches Info Blatt, Nr 125/Winter 2019
https://agst.noblogs.org/…/leon-ringl-alias-antidemokrat-f…/