– Pressemitteilung vom 31.08.2017 –
Für Samstag, 2. September 2017, ruft das “Irgendwo in Deutschland”-Bündnis zu einer bundesweiten Antifa-Demonstration unter dem Motto “Das Land – rassistisch, Der Frieden – völkisch, Unser Bruch – unversöhnlich” in Wurzen bei Leipzig auf. Gruppen aus Berlin, Hamburg, Leipzig, Nürnberg und Rostock mobilisieren zu der Demo. Sandra Merth, Sprecherin des Bündnis, erläutert, warum Wurzen als Ort gewählt wurde: “Wurzen war bereits in den 1990ern bekannt als national befreite Zone. Auch wenn sich manches geändert hat: bis heute ist Wurzen ein Rückzugsort für militante Nazi-Strukturen wie das weitverzweigte Geschäftsnetzwerk um den Rechtsrock-Versand “Front Records”, der auch an den Konzerten in Themar beteiligt ist. Nazis können sich in Wurzen ungehindert bewegen und sind selbstverständlicher Teil der Stadtgesellschaft, etwa im lokalen Sportverein. Mindestens acht Personen aus Wurzen waren auch an dem Nazi-Angriff auf Connewitz im Januar 2016 beteiligt.” Zugleich benennt Merth Wurzen als “rassistische Hochburg”: “In Wurzen kommt es immer wieder zu massiven rassistischen Angriffen, die sich häufig gegen die Wohnungen von geflüchteten Menschen richten und damit besonders bedrohlich sind. So im Juni 2017, als 60 Personen versuchten, eine Wohnung von Geflüchteten zu stürmen. Ende August 2016 demonstrierten sogar hunderte Wurzener_innen gemeinsam mit bekannten Nazis und dem zwischenzeitlichen Anführer von LEGIDA. Und vor zwei Jahren mussten Geflüchtete während des “Tags der Sachsen” sogar aus Wurzen ausquartiert werden. Nur die wenigsten Wurzener_innen stellen sich deutlich gegen diese rassistischen Übergriffe.” Auch die antirassistischen und demokratischen Strukturen vor Ort waren bereits mehrfach Angegriffen ausgesetzt. Im August letzen Jahres wurden beim Netzwerk für Demokratische Kultur die Fensterscheiben eingeworfen. Einige Monate später versuchten Nazis dort ein Treffen von Refugee-Supporter_innen zu stören und die Aktivist_innen einzuschüchtern.
In den letzten Wochen kam es zu einer intensiven medialen Hetze gegen die Demonstration insbesondere seitens der “Leipziger Volkszeitung”, unterstützt durch rechte und rechtsoffene Facebook-Seiten aus Wurzen. Merth dazu: “Bei den Nazi-Demos in Wurzen gab es im Vorfeld nie eine solche Aufregung wie bei der von uns angekündigten Demonstration. Offenbar gelten Nazis den meisten Wurzener_innen nicht als Bedrohung. Genau gegen diesen völkischen Frieden richtet sich unsere Demonstration – unser Bruch mit der rassistischen Gemeinschaft ist unversöhnlich”. Mit der Demonstration soll jedoch nicht nur Wurzen in den Fokus genommen: “Die Situation in Wurzen steht exemplarisch für die sächsischen Zustände. Wir demonstrieren daher auch bewusst am Wochenende des “Tags der Sachsen”, der dieses Jahr in Löbau stattfindet. Bereits mehr als die Hälfte der Geflüchteten, die seit 2015 nach Sachsen gekommen waren, sind bereits wieder weggezogen oder abgeschoben. Solange in Sachsen weiterhin tagtäglich Geflüchtete angegriffen werden, gibt es nichts zu feiern. Wir fordern daher die Abschaffung des “Tags der Sachsen”. Das gesparte Geld sollen Geflüchteten zum Zweck der Selbstverteidigung erhalten, damit sie sich besser gegen rassistische Angriffe zur Wehr setzen können.”
Demonstration “Das Land – rassistisch, Der Frieden – völkisch, Unser Bruch – unversöhnlich”
15.00 Uhr Wurzen Bahnhof